11.04.2022 Wenn ich doch Flügel hätte

Geistlicher Impuls

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Täglich Kraft schöpfen

Herzlich willkommen zur Psalm-Meditation!
In dieser Woche begleitet uns der Psalm 55.  Eine Auslegung von Tamara Hinz will uns behilflich sein, unser Leben authentisch zu leben.
Als Zeichen dafür, dass Jesus Christus das Licht der Welt ist, zünden wir eine Kerze an.
Wir lesen den Psalm 55 – BasisBibel
Wenn ich doch Flügel hätte
551FÜR DEN CHORLEITER,
ZU BEGLEITEN MIT SAITENINSTRUMENTEN.
EIN WEISHEITSLIED, VON DAVID.
2Öffne dein Ohr für mein Gebet, Gott!
Entziehe dich nicht meinem Flehen.
3Gib auf mich acht! Antworte mir!
Ich bin verzweifelt und fassungslos.
4Denn der Feind macht viel Lärm,
der Frevler schreit, so laut er kann.
Sie lassen Unheil über mich kommen
und beschuldigen mich in blinder Wut.
5Mir pocht das Herz in meiner Brust,
Todesangst hat mich überfallen.
6Furcht und Zittern packen mich,
ein Schaudern hat mich erfasst.
7Da sprach ich: »Wenn ich doch Flügel hätte!
Wie eine Taube wollte ich davonfliegen
und mich woanders niederlassen.
8Siehe, weit in die Ferne würde ich fliehen
und die Nacht in der Wüste verbringen. Sela.
9Ich würde mich eilig in Sicherheit bringen,
vor dem Sturmwind, der über mich hinwegfegt.«
10Mein Herr, verwirre doch ihre Sprache,
damit sie einander nicht mehr verstehen.
Denn ich sehe Gewalt und Streit in der Stadt:
11Tag und Nacht kreisen sie um ihre Mauern.
Doch drinnen herrschen Elend und Not.
12Verbrechen werden in ihrer Mitte begangen.
Erpressung und Betrug verschwinden nicht
von ihrem Markt.
13Es ist nicht der Feind, der mich beschimpft. –
Das würde ich noch ertragen!
Und es ist niemand, der mich maßlos hasst. –
Vor ihm würde ich mich verstecken!
14Nein, du bist es! Ein Mensch, den ich schätze,
mein Freund, der mein Vertrauen besitzt!
15Gern kamen wir in vertrauter Runde zusammen.
Im festlichen Treiben gingen wir zu Gottes Haus.
16Der Tod soll über die Verbrecher kommen!
Lebendig sollen sie in das Totenreich hinabsteigen!
Denn Bosheit wohnt in ihren Häusern und Herzen.
17Ich aber, ich rufe zu Gott,
ja, der Herr wird mir helfen.
18Abends und morgens und mittags –
ununterbrochen klage und stöhne ich.
Da hat er meine Stimme gehört.
19Er befreite mich von denen, die mich angriffen.
So ließen sie mich in Frieden.
Denn viele von ihnen standen gegen mich.
20Gott soll es hören und sie bestrafen,
sie und die Bewohner des Ostens. Sela.
Denn sie halten sich an keine Abmachung
und haben keine Ehrfurcht vor Gott.
21Der falsche Freund erhob die Hände
gegen den, der ihm Vertrauen schenkte.
So hat er den Freundschaftsbund entweiht.
22Weicher als Butter sind seine Reden,
doch nach Krieg steht ihm der Sinn.
Geschmeidiger als Öl sind seine Worte,
doch sie schneiden wie scharfe Schwerter.
23Übergib dem Herrn deine Last!
Er selbst wird für dich sorgen!
Zu keiner Zeit wird er zulassen,
dass der Gerechte zu Fall kommt.
24Du aber, Gott, stürze die Verbrecher hinab,
hinab in die Zisterne, in ihr Verderben.
Ja, die Mörder und Betrüger sollen sterben,
bevor sie die Mitte ihres Lebens erreichen.
Ich aber setze mein ganzes Vertrauen auf dich.

Auslegung Tamara Hinz:
Ich nenne diesen Psalm einen Psalm der Normalität. Ich will Ihnen das gerne erklären. Ich glaube, das wir Christen an uns selbst oft ungeheuer hohe Ansprüche bezüglich unseres Denkens, Fühlen und Handelns stellen. Das gilt besonders für die sehr Ernsthaften, sehr Hingegebenen und für die „Ich mache keine halben Sachen“- Denker unter uns. Und genau das ist der Menschentyp, der an diesen hohen Idealen häufig zerbricht, weil er es einfach nicht schafft, so fromm und geistlich zu leben, wie er es von anderen und von sich selbst verordnet bekommen hat. Lesen wir dagegen diesen Psalm, stellen wir erstaunt fest, wie normal und menschlich hier jemand inmitten seiner Gottesbeziehung denkt und fühlt. Das hilft uns, unsere Normalität und Menschlichkeit gelassen ins Auge zu sehen und die Latte der frommen Erwartungen ein ganzes Stück tiefer zu hängen.
Schauen wir in den Psalm hinein:
Normal ist es, dass es Situationen im Leben gibt, die uns völlig aus dem Ruder werfen.
Normal ist es, dass es Zeiten gibt, in denen uns Angst und Sorge zusetzen, dass wir es bis in unseren Körper hinein spüren.
Normal ist es, dass wir in extremen Belastungssituationen Fluchtgedanken haben.
Normal ist es, dass wir mit Aggression und Wut auf die Menschen reagieren, die uns das Leben schwer machen und uns quälen.
Normal ist es, dass wir in diesem ganzen Gefühlschaos Gott unsere Not zuschreien und den Versuch wagen, ihm zu vertrauen.
Normal ist es auch, dass dieser Versuch immer wieder scheitert, die Schmerzen über erlittene Verletzungen erneut durchbrechen, wir scheinbar wieder von vorn anfangen müssen und sich unsere Seele nur mühsam Richtung Vertrauen lenken lässt.
Normal ist es auch, dass Heilung und Vergebung Wege und Prozesse sind, die Zeit brauchen und deren einzelne Stationen wir nicht unbedingt überspringen können. Die erste Station- mit diesem ganzen Schmerz erst einmal nur vor Gott sein- finden wir hier in diesem Psalm.
Jemand, der so normal ist, ist für uns nicht unbedingt ein geistliches Vorbild. Da werden uns eher solche präsentiert, die alles immer unter Kontrolle haben. Menschen, die nicht von ihren Gefühlen gebeutelt werden, sondern immer obenauf sind. Christen, welche scheinbar ein starkes Gottvertrauen haben, dass oben genannte Gefühle für sie nur dem Buchstaben nach existieren. Menschen, die einen inneren Autopiloten  haben, der jede ausscherende Gemütsbewegung sofort wieder in fromme Bahnen zurücklenkt. An solchen Christen sollten wir uns nicht orientieren. Ein
Leben mit Jesus ist lebendig und leidenschaftlich- das schließt die ganze Palette der Gefühle mit ein.
Wir brauchen uns als Christen unser Menschsein nicht wegerziehen. Wir dürfen es uns erlauben Mensch zu sein. Das ist ungeheuer befreiend. In einem geistlich und menschlich gesunden Leben muss beides ausgewogen vorkommen: Das Zulassen, Anschauen, Aushalten und Ausdrücken von Gefühlen einschließlich der schmerzhaften Emotionen, aber auch das aktive Korrigieren der seelischen Gemütslage durch den Ausblick auf Gott, der uns aus dem ganzen Schlamassel retten und uns zu unserem Recht verhelfen kann. Das kann ein zähes Ringen sein. Wenn ich solchen Menschen begegne, kann ich aufatmen, merke ich, wie mich Jesus aus dem beklemmenden Korsett zwanghafter Ideale und überzogener Frömmigkeit befreit und ich entspannen kann. Hier herrscht eine dichte, geistliche Atmosphäre. Mit ihnen kann ich beten, albern, kichern, vor Wut heulen, meine Angst eingestehen, an meinen Träumen stricken und auf Gott vertrauen- alles in einem Atemzug.
Und noch etwas anderes zeigt uns der Psalm auf: Übles Reden, Verrat und Scheinheiligkeit, hinter denen sich tief verwurzelter Hass versreckt, machen auch vor Reihen der Frommen nicht halt.
Die Bibel ist hier sehr viel realistischer als wir. Eine Gemeinde, in der Echtheit herrschen darf, in der negative Gefühle nicht einfach mit frommen Sprüchen zu gedeckelt werden, wo ein Konflikt ausgetragen und über ihn nicht nur das Mäntelchen der Liebe gelegt wird, hat durchaus Chancen, durch Krisen gut hindurch zu kommen. Authentisches Leben fängt bei mir selber an. In unserem persönlichen Leben wie auch in unseren Gemeinden möchte Gott zu unserem innersten Kern , zu dem, was echt ist in uns vordringen und genau dort sein Werk beginnen.
Achten wir in dieser Woche darauf, echt zu sein. Machen wir Jesus, uns selbst und anderen nichts vor. Seien Sie gespannt, was passiert….
                                                                 Stille

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
„Meine Seele sucht Heimat, mein Herz sucht Glück.
Doch, wo immer ich hin geh`, geht`s mal vor und mal zurück.
Ich sehn mich nach Frieden, was ich auch tu,
am Ziel meiner Suche stehst du.“     Tobi Wörner
Wir beenden die Zeit der Stille und des Gebetes, indem wir die Kerze löschen und dem Bewusstsein:
Jesus Christus ist das Licht der Welt!

Liebe Grüße und ein herzliches Shalom
Adelheid Ulferts