Glocken läuten · Kerze entzünden · Einstimmung
(lesen oder eine*r in der Hausgemeinschaft liest vor)
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Ich schaue in den Himmel. Himmelfahrt vor ein paar Tagen.
Wie ist Jesus da hinaufgekommen?
Überlegen mit Kindern:
Vielleicht mit Flügeln? Nein. Er ist ja kein Engel.
Vielleicht hat Gott Engel geschickt, die ihn hochgeflogen haben?
Oder Gott hat Jesus an einem Seil hochgezogen?
Ein Fahrstuhl wäre auch denkbar. Ich denke an einen Pater Noster.
"Aufgefahren in den Himmel.“
Und jetzt?
Sonntag zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, ein Sonntag der Abwesenheit. Wir rufen mit dem Psalmbeter: „Gott - höre meine Stimme, wenn ich rufe!“ Exaudi. Wir beten und Er ist da.
Die Glocken läuten und rufen uns zusammen - da wo wir sind. Versammelt.
An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Verbunden miteinander im Glauben.
Psalm 27
Der HERR ist mein Licht und mein Heil;
vor wem sollte ich mich fürchten?
Der HERR ist meines Lebens Kraft;
vor wem sollte mir grauen?
HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe;
sei mir gnädig und antworte mir!
Mein Herz hält dir vor dein Wort: /
»Ihr sollt mein Antlitz suchen.«
Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz.
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir,
verstoße nicht im Zorn deinen Knecht!
Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht
und tu die Hand nicht von mir ab,
du Gott meines Heils!
Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich,
aber der HERR nimmt mich auf.
HERR, weise mir deinen Weg
und leite mich auf ebener Bahn
um meiner Feinde willen.
Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde!
Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf
und tun mir Unrecht.
Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde
die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen.
Harre des HERRN!
Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN! Amen
Gebet (zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander an verschiedenen Orten)
(eine*r betet für sich oder alle in der Hausgemeinschaft beten gemeinsam laut)
Gott.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Ich bete zu Dir.
Und weiß: ich bin verbunden.
Mit Dir.
Mit anderen, die zu Dir beten.
Genau jetzt.
Genau so.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Das genügt.
Und ich bringe Dir alles, was ist.
Stille
Höre auf unser Gebet.
Amen
Lesung Predigtttext Jeremia 31,31-34
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,
nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen,
mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR;
sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.
Lesung Evangelium Johannes 16,5-15
Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat;
und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? Doch weil ich dies zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer.
Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden.
Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben; über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.
Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen.
Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er nimmt es von dem Meinen und wird es euch verkündigen.
Liedtext zu Erinnere uns, Freitöne 92 Hörbeispiel unter https://www.michaeliskloster.de/aktuelles/2020/beruehrende-Formen-offener-Kirche-n--in-Zeiten-koerperlichen-Abstands/03-16-gottesdienst-zeitgleich/2020-05-24-exaudi
Erinnnere uns an den Anfang.
Am Anfang, als Leben begann, sprachst du zu uns: Ihr seid willkommen,
hast du an die Hand uns genommen.
Erinnere uns an den Anfang,
an Ursprung und Werden, Vergehen,
damit wir das Leben verstehen,
damit wir klug, damit wir klug, damit wir klug werden.
Erinnere uns an das Staunen.
Mit staunendem, offenen Blick hast du uns als Kinder gesegnet,
sind wir allem Neuen begegnet.
Erinnere uns an das Staunen,
an Ursprung …
Erinnere uns an Erfahrung.
Erfahrung, die uns heute prägt,
hat uns auch durch Trauer geleitet, hat unseren Glauben geweitet.
Erinnere uns an Erfahrung,
an Ursprung …
Erinnere uns an das Ende,
ans Ende, wenn du zu uns sprichst: Willkommen seid ihr. Euer Bangen
ist gänzlich in Liebe umfangen.
Erinnere uns an das Ende
an Ursprung …
Text: Ilona Schmitz-Jeromim 2014. Melodie: Ralf Grössler 2014
Verkündigung
Liebe Gemeinde,
in dieser Zeit kommt irgendwann der Tag, in dem man sich alles Mögliche zu Herzen nimmt. Es bedrückt, wenn Freunde nicht besucht werden können, wenn Kinder nur eingeschränkt zu ihren Eltern, Eheleute zu ihren Partnern im Altenheim, oder im Krankenhaus gehen können, wenn man ins Ungewisse plant und nicht weiß, ob eine Reise stattfinden kann oder ob eine Veranstaltung angeboten werden kann. Es nervt, es macht hilflos, wütend. Die Liste der Verordnungen der Länder dazu, was gelockert und erlaubt ist, ist detailliert und lang. Und sie ändert sich immer wieder. Auch das ertragen einige Menschen nicht und protestieren gegen die Einschränkung ihrer Grundrechte. In einigen Bundesländern haben Menschen gegen das Tragen des Mundschutzes geklagt. Ihre Klagen sind abgewiesen worden.
Herz und Verstand kämpfen dadurch manchmal gegeneinander. Dann muss man allem, was das Herz schwer macht und beengt, einfach Luft machen, etwas abgeben. Und wenn die Freundin dann den Telefonhörer nicht abnimmt... Es wäre schön, mitten in Verunsicherung den richtigen Weg zu wissen. Regeln geben Sicherheit. Zur Zeit werden auch Regeln aus verschiedenen Quellen herangezogen: Wo stand noch einmal wie man das macht, wenn...? Wie lange gilt das? In unserer Familie war es immer so... Ich bin schon vorsichtig. Die anderen dürfen mehr... sind einige typische Aussagen. Außerdem erfordert die Einhaltung von Regeln, dass man sie kennt, Verantwortungsbewusstsein und Kontrolle. Regeln sollen Leben fördern und ermöglichen – doch Menschen geraten in Konflikt.
Im Buch des Propheten Jeremia klagt Gott, dass seine Regeln, die Thora, sein Bund mit dem Volk Israel, gebrochen worden ist: vergessen, aufgrund politischer Bündnisse missachtet. In diesem Bund sind die Tafeln mit den 10 Geboten zentral. Eine weitere Kurzfassung steht im höchsten Gebot, dem sch´ma Israel, Deuteronomium 6,4-5 "Höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft." Ein kurzer Satz, den Eltern ihren Kindern erzählen, den sich gläubige Juden zur täglichen Erinnerung mit Bändern an die Stirn binden. Und das reicht nicht. Situationen, die Angst machen, die lebensbedrohlich sind, in denen die Orientierung verloren geht, waren die Menschen zur Zeit Jeremias ausgesetzt. Einige waren nach Babylon verschleppt worden, andere lebten unter Besatzung. Die Menschen sahen keine Zukunft mehr. Jeremia hatte versucht, die Gläubigen auf Gottes Bund hin zu orientieren und ist gescheitert. Nun verkündet er einen radikalen Neuanfang Gottes. Und damit verheißt er Zukunft und Hoffnung.
Wo etwas geschrieben und abgelegt bzw. aufbewahrt ist, scheint nicht entscheidend zu sein: auf Papier, Schriftrollen, in Stein gemeißelt, in den Ehering graviert, als Graffitti auf eine Mauer gesprayt, mit Kreide auf die Straße geschrieben, in eine Baumrinde geritzt,... Während die Kreide beim nächsten Regenschauer weggespült wird, kann anderes Jahrhunderte überdauern. Wie lange die Verbindlichkeit dauert, ist damit jedoch nicht gesagt.
Schlechte Nachrichten verbreiten sich schnell, auch sie werden über Generationen weitergegeben. Und gute Regeln? Die Ermahnung, sie sich hinter die Ohren zu schreiben und sich daran zu halten, hat nur kurz Bestand. Erinnerung an gute Erfahrungen, wie in dem Liedtext oben, mag mehr erreichen.
Gottes Neuanfang geschieht ohne Vermittlung durch irgendein Medium. Direkt. Er will sein Gesetz, dieselben Regeln, die er Mose am Berg Sinai gegeben hat, die das Leben wollen, in die Herzen der Menschen schreiben. Das ist sein neuer Bund mit seinem geliebten Volk Israel. Dann braucht es niemand mehr weiter zu erzählen. Groß und Klein wissen es. Es gibt keine Mißverständnisse, kein Vergessen.
Im Herzen steht schon viel geschrieben: z.B. ich liebe..., ich hasse..., ich habe solche Sehnsucht nach..., ich hoffe,... ich will..., ich will nicht..., ich kann, soll, darf nicht,... ich bin fest davon überzeugt,.... Und es fragt: ist das wahr? Warum passiert das? Wo ist Gott jetzt?
Viele Stimmen klingen im Herzen und dann auch Gottes Stimme. Wie sich dann die Welt verändern wird...
Noch ist es nicht so. Gottes Worte vom neuen Bund, die der Prophet Jeremia ausspricht, sind eine Verheißung. Christen haben schon im neuen Testament gedeutet, sie sei in Jesus Christus erfüllt: im Hebräerbrief 10,16-17 z.B., weil durch ihn die Sünden vergeben sind. Aber auch im Neuen Testament wird noch mehr Unmittelbarkeit zwischen Gott und den Menschen verheißen, wenn z.B. Christus wiederkommt und sein Reich aufrichtet oder, wenn wie im Evangelium dieses Sonntags gelesen, der Heilige Geist als Tröster wirkt. Die Erfüllung Jeremias Verheißung steht doch noch aus, denn immer noch lehren die einen die anderen. Und in der Verheißung steckt Sehnsucht nach Zukunft, nach Einheit mit Gott, um die auch Jesus für alle, die ihm nachfolgen gebetet hat. Eine Verheißung, die teilweise erfüllt ist, und deren Erfüllung noch kommt, hat Kraft für die, die sie annehmen. Das wollen die Autoren in der Bibel mit vielen ihrer Erzählungen und Briefe und Schreiben weitergeben. Sie weckt Hoffnung auf Einigkeit, Klarheit und Wahrheit und auch Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden.
Ich bin überzeugt, dass wir einiges von Herzen wissen. Auch in Krisenzeiten stellt es sich heraus. Zu Beginn der Einschränkungen zur Verlangsamung der Verbreitung des Coronavirus (19.3.2020) schrieb der Journalist Giovanni die Lorenzo in der Wochenzeitung DIE ZEIT: "Wir wollen die Schwachen schützen, die Alten, die Vorerkrankten. Die gesundheitlich besonders Gefährdeten werden eben nicht stigmatisiert und vom Rest der Bevölkerung getrennt....Stattdessen legen sich ganze Gesellschaften Fesseln an und zeigen so tätige Solidarität - eine nie dagewesene Demonstration der Mitmenschlichkeit." Er spricht von einem Imperativ, und aus seinen Worten klingen Verwunderung und Begeisterung.
Gottes Verheißung eines neuen Bundes lädt ein und macht Hoffnung darauf, dass er lebenswerte Zukunft stiftet. Er versöhnt sich mit menschlichem Versagen und Beziehungsabbruch und macht einen Neuanfang. Öffnen wir dafür unsere Herzen gegen alle inneren Zweifel und gegen äußeren Anschein. Gehen wir mit dieser Hoffnung auf Pfingstfest zu. Denn der Heilige Geist wirkt, wenn er einen ergreift, unmittelbar. Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen
Lied: EG 134 Komm, o komm, du Geist des Lebens 1-2
Fürbitte
Gott.
Wir sind verbunden.
Als Menschen mit Menschen.
Als Glaubende miteinander.
Als Glaubende und Menschen mit Dir.
Wir bringen Dir unsere Gedanken, unser Danken und unser Sorgen.
Heute.
Wir bitten Dich: Höre unsere Stimmen, wenn wir rufen. Sei uns gnädig und erhöre uns.
Wir vertrauen: Du bist da, Du bist uns nah.
Wir denken an alle, die wir lieben.
Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind.
Wir denken an alle Kranken.
Wir denken an alle, die helfen.
Wir denken an alle, die trauern.
Wir sehnen uns nach Dir. Nach Trost. Nach Deiner Nähe.
O Gott – komm! Maranatha!
Wir sind Deine Menschen.
Wir sind miteinander verbunden.
Atmen die Luft Deiner Schöpfung.
Beten zu Dir in allem, was ist.
Vertrauen: Du bist uns nah.
Hilf uns, zu leben in diesem Vertrauen.
Hilf uns, weiterzuerzählen: Du bist da!
Wir beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:
Vater Unser
Sendung
Ich schaue in den Himmel. In einer Woche ist Pfingsten. Gottes Geist kommt und tröstet. Jesus hat ihn verheißen. Feuerzungen. Röte. Gottes Geist.
Erschein, du Heilger Geist — Liebe Gottes selbst.
Leite mich, geleite mich, allezeit.
Segen
Hände öffnen und laut sprechen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen
Kerze löschen
nach einem Entwurf von Bettina Gilbert und Elisabeth Rabe-Winnen, Michaeliskloster Hildesheim