Material: Gesangbuch, Kerze
Glocken läuten, • Kerze entzünden
• Einstimmung (lesen oder eine*r in der Hausgemeinschaft liest vor)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben. Wach und bereit für Gottes Wirken in unserer Welt. Wir feiern in Gottes Namen.
Wenn möglich im Wechsel Psalm 85,9-14 lesen
Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet,
dass er Frieden zusagte seinem Volk
und seinen Heiligen,
auf dass sie nicht in Torheit geraten.
Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten,
dass in unserm Lande Ehre wohne;
dass Güte und Treue einander begegnen,
Gerechtigkeit und Friede sich küssen;
dass Treue auf der Erde wachse
und Gerechtigkeit vom Himmel schaue;
dass uns auch der HERR Gutes tue
und unser Land seine Frucht gebe;
dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe
und seinen Schritten folge. Amen
• Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander an verschiedenen Orten
(eine*r betet für sich oder alle in der Hausgemeinschaft beten gemeinsam laut)
Gott.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Ich bete zu Dir.
Und weiß: ich bin verbunden.
Mit Dir.
Mit anderen, die zu Dir beten.
Genau jetzt.
Genau so.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Das genügt.
Ich bringe Dir alles, was ist.
Stille
Höre auf unser Gebet. Amen
Bibeltexte für diesen Tag
Lesung aus dem 1. Brief an die Thessalonicher 5,1-6 (7-11) zugleich Predigttext
Von den Zeiten aber und Stunden, Brüder und Schwestern, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht.
Wenn sie sagen: »Friede und Sicherheit«, dann überfällt sie schnell das Verderben wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entrinnen.
Ihr aber seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.
So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein. Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die da betrunken sind, die sind des Nachts betrunken. Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil.
Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit, ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben. Darum tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut.
Lesung aus dem Lukasevangelium 17,20-30
Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht.
Und wie es geschah in den Tagen Noahs, so wird's auch sein in den Tagen des Menschensohns: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte sie alle um. Ebenso, wie es geschah in den Tagen Lots: Sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; an dem Tage aber, als Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. Auf diese Weise wird's auch gehen an dem Tage, wenn der Menschensohn wird offenbar werden.
Lied: EG 152 Wir warten dein, o Gottes Sohn 1 - 3
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus. Amen.
Liebe Gemeinde,
Worte können einen täuschen und gleichzeitig helfen sie, zu vertrauen.
Gute Nachrichten machen einen fröhlich, manchmal einige Tage lang, schlechte können einen jäh aus allem bisherigen herausreißen. Die Rede über drohende Gefahren können einen ängstlich bis verrückt machen, und wenn dazu noch Schwarzmalerei kommt.... Beurteilungen hört niemand gern.
In so einem Wortekarussell nicht den Kopf zu verlieren und nüchtern zu betrachten, was nützt und was schadet oder verstrickt, ist eine Kunst.
Nüchtern betrachten ist nicht leicht, weil einen eine Sache häufig auch emotional beschäftigt, z.B. Wenn es mich persönlich betrifft, wenn ich es auf mich beziehe. Ein schönes Beispiel sind die derzeitigen Reaktionen nach dem Wahltag in den USA. Und es ist nicht so einfach zwischen Corona Leugnern und Ernstnehmern die Wahrheit zu finden. Unter Tagesschau.de gibt es dafür einen Faktencheck.
Auf einer bestimmten Ebene entfalten Worte bei Menschen ihre Macht. Es ist anstrengend, zu überprüfen, nachzuhaken, zurecht zu rücken. Wer enttäuscht ist und dazu noch wütend möchte gar nicht hören, was sein Gegenüber sagt, möchte nichts nüchtern oder objektiv betrachten. Worte regieren in einem hin zur Finsternis oder hin zum Licht.
Mit seinem Brief möchte der Apostel Paulus seine Gemeinde in Thessalonich trösten. Sie haben gerade eine Verfolgungszeit überstanden. Die Sehnsucht nach Sicherheit und Frieden, aber auch noch das Aufgewühltsein und die Vorsicht wird Menschen beschäftigt haben.
Was kommt als Nächstes? Haben vielleicht einige bange gefragt.
Paulus redet vom "Tag des Herrn". Eine für uns ambivalente Vorstellung, von der heutzutage nicht so oft die Rede ist: Der auferstandene Christus kommt zu den Menschen. Dann werden die Erde und die Welt, wie sie jetzt sind, vergehen und Gottes Reich bricht an. Menschen werden durch Christus gerichtet und erlöst. Deswegen erwarten einige den Anbruch dieses Reichs mit Sorge, andere mit Hoffnung. Schon im neuen Testament ist man sich über den Zeitpunkt nicht ganz einig. Einige Gemeinden haben ihn kurz nach Jesu Auferstehung erwartet, andere haben sich in der Welt eingerichtet. Im Lukasevangelium sagt Jesus: "Das Reich Gottes ist schon angebrochen, mitten in der Welt." Hiermit fordert er die Menschen auf, sich entsprechend zu verhalten. Es bedeutet, dass man nicht einfach beim Alten bleiben kann, wenn Gott die Menschen durch Jesus Christus von ihrer Schuld erlöst hat.
Und Paulus warnt vor einem allzu unbeschwerten sorglosen Alltagsleben, das das Kommen Gottes in unsere Welt vergisst. Bereit sein, nicht abgelenkt, wach, nicht müde oder in den Sinnen benebelt oder betäubt. In dieser Sache gibt es für ihn kein Vielleicht oder irgendetwas dazwischen: rechtzeitig oder zu spät, finster oder hell, Verderben oder Heil. Aber die Sache ist schon entschieden. Er versichert den Christen, dass sie Kinder des Lichts und des Tages sind. Sie gehören schon zu denen, die von ihrer Bestimmung her Heil erlangen, weil Jesus Christus für sie gestorben ist. Sie sind gesichert mit einer Rüstung: dem Panzer des Glaubens und der Liebe und dem Helm der Hoffnung auf das Heil.
Ich finde, nachdem ich einmal die Waffenkammer im ostfriesischen Landesmuseum in Emden angeschaut habe, dass das eine komische Rüstung ist. Glauben und Liebe und Hoffnung sind für mich verletzlich und angreifbar. Keine Resonanz auf Aktionen, Zweifel, Hass, aber auch Resignation gehören zu den Angreifern und Herausforderungen. Und doch können Glaube, Hoffnung und Liebe Kraft haben: Mich hat berührt, als Mutter und Tochter von der Nachricht, der Vater habe Krebs, in Traurigkeit, Verzweiflung und Leid gestürzt wurden und der Vater selbst sagte: ich vertraue auf die Hilfe Jesu Christi.
Und da war eine Jugendliche, die sich nach Freunden sehnte, aber von den Mädchen in ihrer Schulklasse abgelehnt wurde. Sie betete zu Gott, ihrem Freund. Nach einer Weile fand sie Freunde über die Schulklasse hinaus.
Eine Mutter, die ihr Kind verloren hatte, klammerte sich an ihre Hoffnung, noch einmal schwanger zu werden. Sie muss einen Helm der Hoffnung getragen haben, auch wenn sie mit ihren Zweifeln und mit Schuldgefühlen gerungen hat. Sie hat sie geteilt. Nach viel Leid und über zwei Jahren hat sie eine Tochter geboren.
Die Jahreslosung: "Ich glaube, hilf meinem Unglauben" zeigt die Verzweiflung, den Kampf, den liebende Eltern, Männer und Frauen führen. Sie sind auf der Suche nach Heilung, nach Eingreifen Gottes in ihr Leben. Und sie kennen die Gefährdung von Liebe, Hoffnung, Glauben und Leben, erleben irgendwann auch ihre Kraft. z.B. Wenn sie nicht aufgeben oder wenn sie Halt finden, wenn sie am Ende sind, oder Zuwendung, die sie nicht erwartet haben.
Im Umgang mit dem Coronavirus stehen wir alle vor einer Herausforderung. Der Glaube kann Menschen stärken mit den Einschränkungen und Schwierigkeiten, die das Leben so stark verändern, umzugehen. Eine Frau erzählte mir, dass sie ihren Mann nach einem Schlaganfall nun nicht mehr in der eine Stunde Fahrt entfernten Reha besuchen könne. Telefonieren ist schwierig, aber um das gemeinsame Gebet zum Schluss bittet ihr Mann immer.
Eine andere Frau nahm wahr, wie aggressiv einige Menschen in ihrer Redeweise und im Umgang miteinander geworden sind. Sie hoffte, dass sie als Christin ruhig und nüchtern bleiben könne und einfach für andere da sein.
Zum christlichen Glaubens gehört auch die Erwartung des Tags des Herrn. Die zeitliche Dimension halte ich für wichtig: bereit sein, damit man nicht überrascht wird wie bei einem Einbruch, wo alles zu spät ist.
Oder davon ausgehen, dass er sich immer wieder hier und jetzt ereignet und Sensoren dafür entwickeln, wo es in Finsternis Tag wird, weil Gott sich in seiner Liebe zeigt und Menschen zuwendet, ihnen Gerechtigkeit gibt.
Und Hoffnung behalten auf Gottes Kommen, das ist adventliche Vorfreude.
Ich habe überlegt, ob ich eine noch genauere Vorstellung vom Tag des Herrn brauche, damit auch ich mich danach sehne? Eigentlich nicht, er bleibt ambivalent und ist mit Ende und Neuanfang durch Gott verknüpft. Er wird mich ergreifen, vielleicht ist da vor Gott der einzige Ort und Zeitpunkt, wo ich mich wirklich rechtfertigen muss. Und gleichzeitig wird er eine großartige Befreiung bringen, Versöhnung mit vielem, das mich und andere Menschen jetzt drückt und bedrückt. Eine Umkehr zu Gott ist jetzt schon möglich in dem Vertrauen, dass Jesus Christus uns durch seinen Tod und seine Auferstehung das Heil gebracht hat. Wenn sich in mir auch dunkle Gedanken ausbreiten oder Finsternis mein Leben beeinflusst, lebe ich zugleich von dem Zuspruch, Kind des Lichts zu sein. Paulus empfiehlt, mit Christus zu leben. Dann sehen wir Funken des Lichts in unseren Tagen, Wochen, Monaten und Jahren. Lassen wir uns also nicht verführen von Sicherheit, Machbarkeit, Verwöhntheit oder Panikverbreitern und vergessen dabei Gott. Gehen wir mit wachem Geist und wachen Sinnen, nüchtern und zuversichtlich durch unsere Zeit. Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen
Lied: EG 561 Herr, wir bitten, komm und segne uns
Fürbitten
Gott. Wir sind verbunden.
Als Menschen mit Menschen.
Als Glaubende miteinander.
Als Glaubende und Menschen mit Dir.
Wir bringen Dir unsere Gedanken, unseren Dank für so vieles und unsere Sorgen, auch wegen der neuen Einschränkungen unseres Lebens.
Stille
Wir denken an alle, die wir lieben, an alle, die unterwegs sind. - Was tun sie gerade.
Stille.
Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind.
Stille.
Wir denken an alle Kranken in ihren Wohnungen, in den Heimen und in Krankenhäusern.
Stille.
Wir denken an alle, die helfen. - Sie setzen sich und ihre Kraft und ihre Gaben füreinander ein.
Stille.
Gott. Wir sind Deine Menschen.
Wir sind miteinander verbunden.
Atmen die Luft Deiner Schöpfung. Beten zu Dir in allem, was ist.
Beten zu Dir mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat:
• Vater Unser
• Segen
Hände öffnen und laut sprechen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen
• Kerze löschen
Liturgie nach einem Entwurf aus dem Michaeliskloster Hildesheim, Predigt, Gestaltung S. Köhler