25.04.2021 Jubilate

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Material: Gesangbuch, Kerze

Glockenläuten

Kerze entzünden

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. 2. Kor. 5,17

Gebet für den Sonntag:
Du Schöpfer aller Dinge,
wie Du die Natur zu neuem Leben weckst,
so willst Du auch uns Menschen erneuern
und einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen,
in denen Gerechtigkeit wohnt.
Belebe uns, wecke uns auf aus aller Verzagtheit,
dass wir den Mut haben, zu glauben
und auferstehen zum Leben mit dir.
Durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen

Lesung und Predigttext für diesen Sonntag aus dem Johannesevangelium 16, 16-23 a
Jesus spricht: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen. Da sprachen einige seiner Jünger untereinander: Was bedeutet das, was er zu uns sagt: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen; und: Ich gehe zum Vater? Da sprachen sie: Was bedeutet das, was er sagt: Noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was er redet. Da merkte Jesus, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Danach fragt ihr euch untereinander, dass ich gesagt habe: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden. Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Und an jenem Tage werdet ihr mich nichts fragen.

Liebe Leserinnen und Leser,
Werbung arbeitet mit Wiederholungen. Wer ein neues Produkt einführen und dafür werben will, muss den Namen des Produktes immer wieder im Fernsehen und im Rundfunk nennen, ihn in Zeitungen schreiben oder auf Litfasssäulen, bis der mögliche Käufer ihn kennt.
Meistens wird das auch überprüft. Interviewer und Marktforscher prüfen nach, ob die Bürger den Namen des neuen Produktes nun auch endlich kennen.
In unserem Predigtabschnitt aus dem Johannesevangelium wird ein kleiner Abschnitt insgesamt dreimal wiederholt. Danach dürften auch die Begriffsstutzigen kapiert haben, was gemeint ist.
Eine kurze Zeit – sagt Jesus- dann werdet ihr mich nicht mehr sehen. Und noch mal eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich wieder sehen. Das ist wie bei kleinen Kindern: Papa kommt ja wieder. Papa kommt ganz bestimmt wieder.
Ja. Papa kommt ganz bestimmt wieder.

Ist es nicht seltsam, wie hier  im Johannesevangelium gesprochen wird? Wofür will dieser Abschnitt eigentlich werben? Und ist es – wie so oft im Leben – nicht auch hier so, dass man sich nach den drei Wiederholungen fragt, warum das so oft gesagt werden muss – ob sich damit am Ende womöglich doch ein Problem verbindet – wie bei der Familie, die sich trennt und wo die Mutter dem weinenden Kind immer wieder sagt: Papa kommt wieder. Aber das Kind spürt ganz genau, dass der Abschied für immer sein könnte?
Wir haben es in diesem Abschnitt des Johannesevangeliums in der Tat mit einer Abschiedssituation zu tun- aber es leuchtet durch die Szene mit den Jüngern etwas anderes hindurch, nämlich die ängstliche Frage, ob sich denn das, was wir glauben wirklich erfüllt. Oder ob unser Glaube am Ende mit leeren Händen stehen bleibt. Worauf lassen wir uns als Christgläubige ein?

Die Szene aus unserem Predigtabschnitt findet vor Ostern statt. Jesus spricht mit seinen Jüngern über den bevorstehenden Abschied. Er weiß von dem Leidens- und Sterbeweg, den er gehen wird. Er bereitet seine Jünger darauf vor. Eine kleinen Zeit bin ich noch bei euch, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen.
Die Jünger hatten in Jesu Wirken Unglaubliches gesehen: Den Anbruch der Gottesherrschaft, den Vorschein eines neuen Himmels und einer neuen Erde. „Und wir sahen seine Herrlichkeit“ (Joh. 1,14). Nun sollen sie nichts mehr sehen außer dem Scheitern ihres Hoffnungsträgers. „In Kürze werdet ihr mich nicht mehr sehen“. Dunkel, wo vorher Licht war. Eine dramatische Horizontverengung. Infragestellung aller bisherigen Gewissheit. Kann der Glaube ohne Sehen überleben, ohne Anzeichen dessen, worauf er setzt?

Der Schreiber des Johannesevangeliums befindet sich in einer Zeit Jahrzehnte nach dem Tod und der Auferstehung Jesu. Er schreibt sein Evangelium für eine christliche Gemeinde. In dieser Gemeinde ist Sorge aufgekommen, ob das, was da geglaubt wird, ob sich das überhaupt erfüllt. Hatte Jesus nicht versprochen, er würde bald wiederkommen, die Schöpfung zu vollenden? Jetzt wird die Jüngerfrage zur Frage der christlichen Gemeinden. Was hat er denn nur gemeint, als er sagte, eine kleine Zeit noch, dann würde er wiederkommen, um die Welt als Gottes Reich zu vollenden? Die Jünger fragen sich wie wir: Wann wird das sein? Und Christus antwortet mit dem Geburtsbild und sagt: So wird das sein. Freude wird sein.
Hier erscheint es, als sei das ganze gar kein Terminproblem, sondern nur eine Frage, ob es uns gelingt, die österliche Freude vom wiederkehrenden Christus zu bewahren.

Spätestens hier sollten wir mal Einspruch erheben. Wir sind schließlich auch nachösterliche Christengemeinde. Freude, oder wie der Name des heutigen Sonntags nahe legt: Jubel, der zu Gott dringt- dafür sehen wir eigentlich so recht keine Veranlassung. Zumal heute, da das Leben durch die Corona- Auflagen gedämpft und in einen seltsamen Stillstand gebracht ist.
Ohnehin erleben wir schwere gesellschaftliche Umbrüche. Es wird vielleicht kein Wachstum mehr geben, das die Löcher unserer öffentlichen Haushalte stopfen könnte. Die Zeiten steigenden Wohlstandes für viele sind vorüber. Und die Welt als Ganze? Die Erderwärmung lässt sich nicht mehr leugnen. Ihre dramatischen Folgen sehen wir im Klimawandel.  Auch anderes ist im Wandel. Zwei Drittel aller Haushalte in Hannover sind Single – Haushalte. Und unsere Gesellschaft vergreist.  Das Christentum ist auf dem Rückzug aus dem öffentlichen Leben, und wird weiter zurückgedrängt. Neue Werte drängen ins Licht und kleine gesellschaftliche Gruppen verlangen, dass wir unsere vertraute Sprache geschlechterneutral verändern. Wir fühlen uns fremd in einer Sprache der Sprecher*innen. Rückwirkend werden Personen der Zeitgeschichte vor ein Tribunal gezerrt, dessen Gesetze vor hundert Jahren noch nicht galten. Auch die Kirchen wackeln und verlieren an Überzeugungskraft.  Österliche Freude will da nicht so recht aufkommen  - das müssten wir dem Herrn Johannes mal mitteilen. Aber vermutlich haben ihm das schon seine Zeitgenossen gesagt.
Doch Jesus hat schon eine Entgegnung parat. Er spricht von einer Geburt. Was uns heute in Kirche und Gesellschaft schmerzt und Sorgen und Ängste bereitet, das muss kein Untergang sein. Es kann auch der Geburtsschmerz eines Neuen sein. Und so unangenehm der Schmerz auch ist und so sehr er vielleicht die freudige Aussicht auf das Kind verdunkelt, in den Wehenpausen wird die Hoffnung wieder stark und es wächst die Freude auf das, was kommt.
Was wäre, wenn Jesus Recht behält? Wenn diesem Globus eine neue Geburt ins Haus steht? Wenn unsere stöhnende Erde nicht in Agonie liegt, sondern im Geburtsschmerz? Wenn tatsächlich der Schmerz der Welt zu Ihrer Erneuerung führt?  Dann gehören wir als Kirche in den Kreißsaal – als Geburtshelfer der neuen Welt Gottes. Wir können diese neue Welt nicht selbst gebären. Aber Hebammendienste können wir vielleicht leisten. Christen als Geburtshelfer der neuen Schöpfung, die Gottes Absicht ist! Ein faszinierendes Bild für die Zukunft der Kirche! Die Kirche Jesu Christi ist kein Selbstzweck. Sie hat der Geburt des Reiches Gottes zu dienen.
Dabei wird sich auch die uns vertraute Form der Kirche verändern. Damit das Netzwerk unserer Gemeinden, das dünner und dünner wird, nicht reißt, werden wir andere Formen von Gemeinschaft entwickeln, werden zusammenrücken und neu buchstabieren, was Glaube, Hoffnung und Liebe heute bedeuten. Warum nicht mitstreiten bei Fridays For Future oder dort, wo es um Geschlechtergerechtigkeit geht? Warum sollte es nicht unser Thema sein, wie gerechte Entlohnung aussieht, oder wie Fremde zu Freunden werden? Im Vertrauen auf Christus werden wir auch den Schmerz eines innerkirchlichen Wandels annehmen.

Freut euch! Der Befehl wirkt seltsam hilflos. Wir spüren: Mit Anordnungen ist hier nichts zu machen. Freude kann man nicht befehlen. Der Arzt und Psychologe Viktor Frankl meint: Wir Menschen sind gar nicht auf Glück und Lebensfreude an sich aus. Wir sind vielmehr auf der Suche nach einem Grund, uns zu freuen. Haben wir den gefunden, kommt die Freude wie von selbst - wie das Lachen nach einem guten Witz.
Und was ist der Grund der Freude? Dass wir nicht allein sind. Nicht verraten und verkauft. Dass Christus bei uns ist alle Tage bis ans Ende der Welt. Dass wir einen Meister haben, von dem wir lernen können. Die Freude darüber kann schon heute niemand von uns nehmen. Gottes Geist weckt sie in uns, hält sie in uns wach. Auch wenn wir diese Freude nicht machen können – eins können wir: ihr Raum geben. Raum geben heißt: Nicht mit den Trauergeistern kokettieren, die sich ständig als Untermieter in unserem Lebenshaus einnisten wollen. Ihnen verbieten, wie Hausbesetzer unser Herz zu erobern. Den Trauergeistern Hausverbot erteilen: „Weicht ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister, Jesus, tritt herein…“ Das ist eine exorzistische Sprache. Die melancholische Grundstimmung, die der Zeitgeist auch unter uns Christen verbreiten will, ist kein Schicksal, dem wir uns kampflos ergeben wollen. Der Freudenmeister, ist bereits am Werk. Wir sollten ihm nicht im Weg stehen.  
Burghard Klemenz, S.i.R.

Lied: EG 396 Jesu meine Freude 1.6

Gebet für Jubilate

Ewiger Gott,
du atmest mit uns,
du liebst und wir leben,
du bist die Quelle.
Dir vertrauen wir uns an.

Du machst neu,
wo Altes enden muss.
Wir bitten dich für alle,
die aufbrechen und nach einem neuen Miteinander suchen.
Wir bitten dich für alle,
die in ihrem Alltag dem Frieden dienen.
Wir bitten dich für alle,
die für andere einstehen und sie schützen.
Du bist das Leben –
erbarme dich.

Ewiger Gott,
du gibst Leben,
wo der Tod regieren will.
Wir bitten dich für alle,
die trauern und ohne Hoffnung sind.
Wir bitten dich für alle,
die mit dem Tod ringen und voller Schmerzen sind.
Wir bitten dich für alle, die verzweifelt sind
und deren Klagen verstummen.
Du bist das Leben –
Erbarme dich.

Ewiger Gott,
du begeisterst und weist uns ins Weite.
Wir bitten dich für alle,
die nach dir Ausschau halten,
die sich an dir festhalten und
die auf dein Wort hören.
Wir bitten dich für deine Gemeinde -
für alle, die in dir bleiben wollen
und auch für die, die in Zweifel und Angst leben.
Wir bitten dich für unsere Kinder und
für alle, die zu uns gehören.
Du bist das Leben –
du atmest mit uns,
du liebst und wir leben,
du bist die Quelle.
Dir vertrauen wir uns an
durch Jesus Christus, auferstanden von den Toten,
damit wir bei dir leben
Amen.

Vater unser im Himmel
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Segen
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.

Kerze löschen

Predigt und Gebete von Burghard Klemenz, Sup. i. R., leicht ergänzt von Silvia Köhler

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