Material: Gesangbuch, Kerze
Glockengeläut
Kerze entzünden
Einstimmung
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Pfingsten: Kraft des Heiligen Geistes, Zusammenführen der Zerstreuten, Wahrheit, spürbare Einheit, Trost der Ängstlichen und Trauernden, gestärkt und aufgerichtet weitergehen. Durch Gottes Geist mögen wir erneuert und verbunden werden, mit Gott und miteinander.
Psalm 118, 24-29 EG 747 in Auswahl
Dies ist der Tag, den der HERR macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
O HERR, hilf!
O HERR, lass wohlgelingen!
Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN!
Wir segnen euch vom Haus des HERRN.
Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet.
Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
Du bist mein Gott, und ich danke dir;
mein Gott, ich will dich preisen.
Danket dem HERRN; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.
Gebet
Gott, du Lebensgeist.
Durch dich leben wir auf.
So sei du in unserer Mitte,
vertreibe die Angst aus unseren Herzen.
Schenk uns deinen langen Atem.
Beflügele uns, die gute Nachricht zu verkünden.
Und entzünde in uns deine Liebe.
Amen.
Lesungen für diesen Sonntag
Apostelgeschichte 2,1-21
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden. Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins.
Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, vernehmt meine Worte! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde des Tages; sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.
1. Buch Moses 11,1-9
Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst. Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde. Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! So zerstreute sie der HERR von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, weil der HERR daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde.
Lied: EG 130 O Heilger Geist kehr bei uns ein. 1.3.6
Ansprache
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Liebe Gemeinde,
Vielfalt ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Sie spricht alle Sinne an. Im Frühling gibt es z.B. so viel zu schauen, zu hören, bewusst auf der Haut zu spüren, zu riechen. Vielfalt fordert heraus, etwas zu lernen, sich in andere Strukturen hinein zu denken. Die meisten von uns haben eine Fremdsprache gelernt und durch Mißverständnisse andere Selbstverständlichkeiten. Vielfalt kann kompliziert sein, wo man es gern einfach hätte, wenn man sich z.B. bei einer großen Auswahl entscheiden muss, wenn sich welche streiten und nur entweder - oder kennen und sich nicht verstehen.
Warum wir manchmal an der großen Vielfalt leiden und was auseinandergegangene Parteien wieder zusammen bringt, warum es so schwer ist, Kompromisse zu schließen,... das wüssten wir gern. Bei vielen großen Herausforderungen unserer Zeit und auch für die Menschheit kennen wir eigentlich schon Lösungen: z.B. im Kampf gegen Hunger und Armut, im Leben im Klimawandel, vielleicht sogar im Kampf gegen Epidemien, im Einsatz für Frieden. Jedoch fällt es schwer, mit mehreren Staaten und unterschiedlichen wirtschaflichen Interessen gemeinsame Verabredungen auszuhandeln und einzuhalten.
Unser alttestamentlicher Predigttext versucht Antworten auf verschiedene Fragen zu finden:
Was bedeutet Babel?
Wieso gibt es eher Krieg, Vereinnahmung, Exil, Unterdrückung unter so vielen verschiedenen Völkern und Sprachen als ein friedliches Nebeneinander?
Wieso finden die Menschen so schwer zu Einigkeit? Im "Paradies" gab es sie noch. Haben sie sie immer wieder und auch so, wie es beschrieben wird, verloren?
Und wie ist das Verhältnis der Menschen zu Gott?
Das Leiden an der Vielfalt, die Grenzen, an die man stößt, wecken Sehnsucht nach Einheit und Einigkeit. Vielleicht auch nach Versöhnung. Das Verhältnis zu Gott spielt eine Rolle, egal, ob man gerade Großmacht oder weggeführtes Volk ist. In der akkadischen Sprache heißt der Name der Stadt es übersetzt "Tor Gottes" und in hebräisch "verrühren, vermischen, verwirren." Ein bestimmtes Muster, das viele Erzählunge im Alten Testament durchzieht, lässt sich auch hier erkennen. Die Menschen vergessen Gott, sind mit ihren Ängsten z.B. vor Zerstreuung und Fremdheit konfrontiert, möchten mit ihren eigenen Lösungen unabhängig von Gott hoch hinaus und scheitern. Sie wollen durch ein Symbol ihre Macht demonstrieren, ihren Zusammenhalt zeigen, zementieren: Der Turm und die Stadt stehen für Herrschaft unter den Menschen und vielleicht auch bis in den Himmel.
Doch das ist für die Gläubigen Gottes Bereich, der weiter und größer ist. Er lässt die Menschen bauen und zerstört den Turm und die Stadt nicht. Und doch zeigt er seine Präsenz und Macht und greift ein. Sie haben Schuld auf sich geladen, weil es ohne ihn und allein zu ihrem eigenen Ruhm geht. Deswegen erhalten sie einen Denkzettel. Ich finde es spannend, dass sich die Menschen auf Ebene ihrer Sprachen und Kulturen nicht verstehen, die Einheit verlieren und das gemeinsame Bauwerk aufgeben. Aber ihr Weg zu Gott in aller Verschiedenheit ist offen. Und ebenso der Weg, an der Vielfalt zu wachsen, an ihr zu lernen. Gott bleibt seinem Bund treu, den er mit Noah geschlossen hat. Er zerstört nicht und er bleibt den Menschen nah, auch wenn sie erleben, wovor sie Angst hatten: zerstreut werden. Denn er findet Menschen wie Abraham und zeigt weiter, wie er es gut meint.
Auf diese alttestamentliche Erzählung bezieht sich die Erzählung von Pfingsten in der Apostelgeschichte. Gottes Geist weht und wirkt nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt, dass die Menschen aus den verschiedenen Ländern die Jünger in ihren eigenen Sprachen verstehen, führt sie zum Lob und Dank an Gott zusammen. Gott wirkt gemeinsames Verstehen seiner Taten. Für alle. Die Botschaft, dass er in Jesus Christus die Macht des Todes überwunden und sich mit den Menschen versöhnt hat, kann sich nun ungehindert verbreiten. Die Verschiedenen hören alle dasselbe und sie erzählen dasselbe weiter, von dem einen Gott. Sie wundern sich. Gemeinden werden gegründet. Und dieses positive Wundern und Gott vertrauen möge auch uns an Pfingsten erfassen und stärken. Denn dann ist einiges möglich: Über seine persönliche Verbindung zu Gott nachzudenken und das eigene Verhalten gegenüber den anderen: Verstehen sie mich nur einfach nicht, oder ich sie nicht? Hört Gott denn nicht, auch wenn ich ständig rufe oder habe ich keine Zeit, hinzuhören? Will ich mit dem Kopf durch die Wand, ohne Vertrauen? Was bekomme ich, bekommen wir geschenkt an Freiheit, an Zuwendung, an Verantwortung? Ein Weg kann sein: bei Meinungsverschiedenheiten Gott für das Verstehen und verstanden werden zu bitten: für mich und auch für den anderen. Im Glauben an Jesus Christus ist auch unsere Schwäche aufgehoben. Er zeigt uns Wege zur Umkehr und auch zu Barmherzigkeit.
Durch ihn geht Gott neue Wege in der Verständigung. Er spricht zu uns von Mensch zu Mensch, und er zeigt sich immer wieder als über uns hinaus weisender Gott. Er initiiert lebendige Beziehung zwischen Gott und Mensch, aufeinander zu zwischen Menschen. Vielfalt macht er sich dabei zunutze. Sein Auftrag an seine Jünger lautet: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin, macht zu Jüngern alle Völker: tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, Mt. 28,18-20. Danken wir dafür, dass Gott sich auf so vielfältige Weise zeigt und bitten ihn um seinen Geist für uns Menschen, der Klarheit, Wahrheit, Weisheit, Stärke, Vertrauen und Gottesfurcht zu uns bringt, immer wieder neu und immer wieder anders. Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen
Lied: EG 136 O komm du Geist der Wahrheit 1.4.7
Fürbitte
Heiliger Geist.
Hier sind wir.
Sei du um uns und in uns.
Mach uns mutig und stark.
Wir denken an alle, die wir lieben.
Was tun sie gerade?
Stille
Wir denken an unsere Angst. Wir geben sie dir.
Stille
Wir denken an die, die wir nicht verstehen.
Stille
Wir denken an die, die gerade viel verlieren: Geld, Sicherheit, Zukunft.
Stille
Wir denken an die, die tapfer sein müssen für andere.
Stille
Wir denken an die, die sich über zurückgewonnene Freiheiten freuen.
Stille
Und wir beten für alles, was wir noch auf dem Herzen haben, mit den Worten Jesu:
Vater unser im Himmel,...
Sendung und Segen
Hände öffnen und laut sprechen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Gott Vater. Gott Sohn. Und Gott Heiliger Geist.
Amen.
Kerze auslöschen
Frohe und gesegnete Pfingsten!
Nach einem Entwurf aus dem Michaeliskloster Hildesheim bearbeitet und Ansprache von S. Köhler