Material: Gesangbuch, Kerze
Glocken läuten, • Kerze entzünden
• Einstimmung (lesen oder eine*r in der Hausgemeinschaft liest vor)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
Es ist Advent und wir sehen ein Licht. Hell und funkelnd.
Durch die Dunkelheit des Novembers hindurch kommt es zu uns.
Wir warten, - darin sind wir dieses Jahr schon geübt.
Wir warten auf den Dezember und auf alles, was er bringen mag.
Und wir warten erstmal ab, was passiert und erwarten lieber nicht zu viel.
Zugleich erwarten wir Großes. Und wir können es kaum erwarten.
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! Ps 24,7
Gott kommt. Mitten hinein in unsere Welt, in unseren Alltag.
Und wir machen die Tore auf und unsere Herzen weit.
Wir warten an vielen Orten. Verstreut und verbunden.
Wenn möglich im Wechsel Psalm 24 lesen
Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Denn er hat ihn über den Meeren gegründet
und über den Wassern bereitet.
Wer darf auf des HERRN Berg gehen,
und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte?
Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist,
wer nicht bedacht ist auf Lüge
und nicht schwört zum Trug:
der wird den Segen vom HERRN empfangen
und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles.
Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt,
das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs. Sela.
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!
Wer ist der König der Ehre?
Es ist der HERR, stark und mächtig,
der HERR, mächtig im Streit.
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!
Wer ist der König der Ehre?
Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehre. Sela.
• Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander an verschiedenen Orten
(eine*r betet für sich oder alle in der Hausgemeinschaft beten gemeinsam laut)
Gott.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Ich bete zu Dir.
Und weiß: ich bin verbunden.
Mit Dir.
Mit anderen, die zu Dir beten.
Genau jetzt.
Genau so.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Das genügt.
Ich bringe Dir alles, was ist.
Stille
Höre auf unser Gebet. Amen
Bibeltexte für diesen Tag
Lesung aus dem Buch des Propheten Sacharja, Kapitel 9, Verse 9 und 10 und zugleich Predigttext
9 Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. 10 Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.
Lesung aus dem Matthäusevangelium im 21. Kapitel, Verse 1-11
Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus 2 und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! 3 Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. 4 Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9): 5 »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.« 6 Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, 7 und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. 8 Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. 9 Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! 10 Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der? 11 Das Volk aber sprach: Das ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa.
Lied: EG 1 Macht hoch die Tür, die Tor macht weit 1- 3
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus. Amen.
Liebe Gemeinde,
mit der Adventszeit verbindet sich viel Hoffnung. Wir leben in dieser Zeit Erwartung ... und doch nicht: Weihnachtsmarkt, Weihnachtsfeier, Konzerte, ... fallen Einschränkungen zum Opfer. Die Hoffnung verschiebt sich auf Weihnachten, die Familie sehen: Töchter, Söhne, Enkel, die mehr als 2 Stunden entfernt sind. Zusammen sein können.
Seit dem Frühjahr leben wir mit einer Pandemie und all der Unruhe, Ungewissheit, dem Leid und der Unsicherheit, die sie ausgelöst hat. In der ersten Advents- und Weihnachtszeit unter diesen Bedingungen schwingen die bisherigen Erwartungen an das Fest mit und werden enttäuscht. Sich umzustellen, fällt nicht leicht.
Die Menschen, zu denen der Prophet Sacharja 520 vor Christus bis ins 3. Jh vor Christus spricht, haben Hoffnung. Der Tempel in Jerusalem wird nach seiner Zerstörung wieder aufgebaut. Generationen haben politische Unsicherheit und militärische Übermacht erlebt. Auf die Perser folgen Griechen,... Einige Menschen waren hoffnungsvoll und einige hoffnungsarm: Erlebnisse und Erfahrungen von Exil, Zerstreuung, Machtlosigkeit lassen sich nicht so schnell abschütteln.
Neben Unheilsankündigung, Gedanken zur Aufarbeitung der Situation, neben Aufruf zur Sühne von Schuld und dem Aufdecken des eigenen gestörten Verhältnisses zu Gott verkündet der Prophet Sacharja auch Heil.
Unser Predigttext ist ein poetischer Text, ein Lied: "Du Tochter Zion, freue dich sehr und du Tochter Jerusalem, jauchze!"
In diesem Vers klingt das bekannte Adventslied, das wir schon so oft gesungen haben: in meinen Ohren festlich, eine Hymne zum Einzug eines Königs. Freude, Ehrfurcht löst die Musik aus und sie reißt mit, wenn sie z.B. mit vollem Orgelregister gespielt wird oder vom Posaunenchor. Welche Melodie die Menschen zu biblischen Zeiten wohl im Kopf hatten? Fanfaren?
Der Prophet benutzt Hoffnungsbilder: der König kommt zur jungen Frau. Tochter Zion, Tochter Jerusalem.
Gemeint ist die Stadt Jerusalem, Ort des Tempels, den sich Gott als Wohnort bei seinem Volk ausgesucht hat. Auch während der Zerstörung hat er sein Volk Israel und sein Haus nicht vergessen. Mit dem Wiederaufbau ist seine Rückkehr verbunden. Der Prophet kündigt an, dass Gott selbst als König kommen möchte. Mit der Macht des Königs will er Frieden wirken. Und dafür braucht er Menschen, die mitmachen. Tochter Zion, das ist für mich ein Aufruf an eine Zukunftsgeneration. Vielleicht haben sich gerade auch Frauen angesprochen gefühlt. Und andere haben sich mit der Stadt identifiziert.
Damals hatten die Menschen Erfahrungen mit Großmächten gesammelt. Wir heute erleben ein Ringen um Macht: politisch, wirtschaftlich, militärisch. In der Zeit der Globalisierung ist auch wichtig, wie Großmächte agieren. An einigen Beispielen ist uns die Ambivalenz im Umgang mit Macht sehr deutlich. Was Macht ist, lässt sich nicht in einem Satz definieren und bezieht sich auf verschiedene Bereiche. Zunächst ist sie nichts Negatives. Ich lese eine kurze Definition aus meinem Philosophielexikon für Schüler vor: Macht ist das Vermögen, das Mögliche wirklich zu machen,
den eigenen Willen auch gegen den Willen anderer durchzusetzen. Damit es in einer Demokratie keinen Machtmissbrauch gibt, gibt es Gewaltenteilung, Machtbeschränkungen und Machtkontrollen. Wie gesagt, auch andere Bereiche sind betroffen, z.B. Lehrer und Schüler, Eltern und Kinder, Wissender und Unwissender,...
Gott sagt von sich selbst: "dein König, ein Gerechter und ein Helfer," arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Seine Gerechtigkeit setzt er zwar mit Kriegsmacht durch, aber er zerbricht den Kriegsbogen und gebietet Frieden.
Seine äußere Machtlosigkeit überrascht und die versprochene Machtausübung, die zu Positivem für die Schwachen und zum Frieden führt, ist ungewöhnlich, Verheißung.
Die Evangelisten nehmen die alttestamentliche Verheißung auf und deuten sie: Jesus, Gottes Sohn reitet auf einem Eselsfüllen wie ein König nach Jerusalem, Menschen am Wegesrand setzen ihre Hoffnung in ihn als Erlöser und Messias und rufen begeistert Hosianna.
Dieses Evangelium wird am Palmsonntag vorgelesen und nur ein paar Tage später wird von Jesu Kreuzigung berichtet. Hoffnungsvoller Begrüßung des Retters folgt die Zerstörung aller Hoffnung durch seinen Tod und völlige Ohnmacht. Und erst durch die Auferstehung entfaltet sich eine ganz andere Macht: neues Leben, Kontinuität in der Liebe Gottes.
Dieselbe Überlieferung des Evangeliums in der Fassung des Matthäus wird auch heute, am ersten Advent gelesen. Der Friedenskönig zieht demütig und ohne äußere Zeichen von Macht in seine Stadt ein. Wir erleben ja an Weihnachten Gottes Kommen in die Welt, das nicht unseren Herrschaftsvorstellungen und Machtstrukturen entspricht. In einem zugigen Stall wird ein Kind in einer Futterkrippe geboren, von unbedeutenden Eltern: hilflos, bedürftig, nackt und von Beginn des Lebens an bedroht. Gott wird Familienmitglied, jedem von uns gleich, auf uns angewiesen. Der erwachsene Jesus hinterfragt die Strukturen: z.B. wie eine Gesellschaft bestimmte Kranke ausschließt. Er stellt heraus, dass religiöse Gebote wie die 10 Gebote zum Wohl der Menschen gemacht sind, und nicht der Mensch, um sie perfekt zu erfüllen. Er kritisiert, wie Männer über Frauen verfügen und bestimmen. Und er zeigt Menschen, die andere ausgenutzt, verletzt, gekränkt oder sich abgewandt haben, Wege zur Umkehr in eine Familie, in die Gesellschaft und in die Gemeinschaft mit Gott. Gottes Liebe, seine Barmherzigkeit haben Macht und Einfluss auf uns Menschen. Sie bringen uns Frieden, Vergebung, schließlich die Möglichkeit zur Versöhnung, auch wenn es weh tut oder der Weg dahin lang und hart ist. Und darüber hinaus lösen sie Sehnsucht nach umfassender Einigkeit und Einheit aus.
Das ist ein Grund zur Freude, zum Vertrauen und mitwirken oder auch nur einzustimmen: "Freue dich, Tochter Zion," freue dich, Christenheit, dein Helfer und Gerechter kommt, ein Friedenskönig.
Wir denken an Menschen, die ohnmächtig sind oder kennen dieses Gefühl selbst. Wer dadurch gelähmt oder gefangen ist, braucht Hilfe, Visionen.
Einige wissen, dass hinter Gewaltanwendung und Machtgebaren nach außen auch Ohnmacht stecken kann: ausgelöst im persönlichen Bereich, durch Gesellschafts- oder Arbeitsstrukturen, Ausübung staatlicher Gewalt, wird sie an jeweils Schwächeren ausgelebt. Umkehr ist nötig.
Zwei Beispiele: Am 25. November war der internationale Tag gegen Gewalt gegen Frauen. Beispiele häuslicher Gewalt, die z.B. In der Zeitung genannt wurden, machen vielleicht auch anderen Frauen Mut, nicht zu schweigen. Die Aktion Brot für die Welt steht in diesem Jahr unter dem Motto: "Kindern Zukunft schenken." Kinder, die aufgrund von Armut schon früh wie Erwachsene als Erntehelfer, Schuhputzer, Textilarbeiter, Minenarbeiter arbeiten, tragen eine schwere Last auf ihren Schultern. Ihre Gesundheit ist gefährdet, Bildung nicht möglich. Auch sie leben mit der Coronapandemie und leiden unter den Folgen.
Texte, Lieder wie dieses erinnern uns und machen wach, nicht alles hinzunehmen, überall nur zuzuschauen und resigniert oder ebenfalls mit Gewalt zu reagieren. Gott verspricht der machtlosen Tochter Jerusalem oder der, die sich für machtlos hält, seine Hilfe. Er macht ihr gleich, als verletzlicher Mensch. Mit der Macht seiner Liebe kämpft er und macht der Zukunftsgeneration Mut. Und er schenkt einen weiten Horizont: Gerechtigkeit, Verlässlichkeit, Vertrauenswürdigkeit gehören zu seinem Frieden und eine weite Ausdehnung auf den ganzen Erdkreis. Diese Hoffnung breite sich, z.B. durch das Lied Tochter Zion auch in uns aus und mache Menschlichkeit möglich. Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen
Lied: EG 13 Tochter Zion 1 - 3
Fürbitten
Gott, Licht der Welt, nah und fern.
Hier sind wir. An vielen Orten, in vielen Häusern. Unter deinem Himmel.
Wir warten auf dich und sehen in das Dunkel der Welt.
In deine Hände legen wir:
Unsere Angst und unsere Sorgen.
Unsere Fragen und alle Ungewissheit.
Unseren Jubel und all unsere Hoffnung.
Lass dein Licht leuchten.
An allen Orten, in allen Häusern. Unter deinem Himmel.
Wir denken vor dir an alle, die wir lieb haben. Was tun sie gerade?
Stille.
Wir denken an all die Menschen an besonderen Orten, die dich brauchen: in den Booten, in den Krankenhäusern, in den stillen Kämmerlein, in vollen U-Bahnen,....
Stille.
Und wir denken an deine Liebe, dein Leuchten.
Wir stellen uns und die ganze Erde in dein Licht.
Stille
Wir beten, wie du es uns gezeigt hast:
• Vater Unser
• Segen
Hände öffnen und laut sprechen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen
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Liturgie nach einem Entwurf von Svenja Kluth aus dem Michaeliskloster Hildesheim, Predigt, Gestaltung S. Köhler