Material: Gesangbuch, Kerze
Glockenläuten
Einstimmung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
Menschen kommen mit ihrer Unruhe und ihrer Sehnsucht, mit dem Wunsch nach Sicherheit und ihren Zweifeln, mit dem, was sie anficht.
Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben.
Psalm 73
Gott ist dennoch Israels Trost
für alle, die reinen Herzens sind.
Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen;
mein Tritt wäre beinahe geglitten.
Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen,
da ich sah, dass es den Frevlern so gut ging.
Sie höhnen und reden böse,
sie reden und lästern hoch her.
Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein;
was sie sagen, das soll gelten auf Erden.
Darum läuft ihnen der Pöbel zu
und schlürft ihr Wasser in vollen Zügen.
Dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost
und mein Teil.
Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte
und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN,
dass ich verkündige all dein Tun. Amen
• Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander an verschiedenen Orten
(eine*r betet für sich oder alle in der Hausgemeinschaft beten gemeinsam laut)
Gott.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Ich bete zu Dir.
Und weiß: ich bin verbunden.
Mit Dir.
Mit anderen, die zu Dir beten.
Genau jetzt.
Genau so.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Das genügt.
Ich bringe Dir alles, was ist.
Stille
Höre auf unser Gebet. Amen
Lesungen des Tages
Predigttext im 1. Brief an die Korinther 1,18-25
Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es Gottes Kraft. Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): »Ich will zunichtemachen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.«
Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt?
Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die da glauben. Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit, denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind, und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind.
Lesung aus dem Lukasevangelium 5,1-11
Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.
Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.
Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.
Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.
Lied: EG 241 Wach auf, du Geist der ersten Zeugen 1-2.7-8
Auslegung
Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen
Liebe Gemeinde,
der Inhalt unseres Glaubens gehört nicht zum lifestyle: gesund, jung, erfolgreich sein. Und auch nicht mehr in den mainstream: als Kirche hängen wir bei der Digitalisierung hinterher, pochen auf manche Traditionen wie z.B. Die Einhaltung der Sonntagsruhe in einer anders getakteten Welt. Bei manchen Diskussionen ist Kirche nicht mehr selbstverständlich Gesprächspartner.
Der Glaube passt nicht zu Mottos wie: höher, weiter, schneller, auch nicht zum jetzt beworbenen Lebensgefühl von 80 % Einsatz sind genug.
Immer wieder gibt es etwas, woran wir in unserem Glauben selbst stoßen, woran sich andere stoßen oder genau darauf achten: z.B. Umgang mit Macht, Mißbrauch und Ehrlichkeit. Wir erleben, dass unser Weg in unserer Zeit ein Weg von vielen ist. Als Mitglied einer Volkskirche, die unter veränderten Bedingungen Kirche ist und in der es verschiedene Strömungen gibt, höre ich Paulus Worte anders als seine Hörerinnen und Hörer. Eine Parallele sehe ich darin, dass es andere Wege gibt, die für sich beanspruchen Wege für ein gutes Leben zu sein, zum Heil oder zur Wahrheit zu führen. Leben in den jüdischen Traditionen der Thora ist ein lange bewährter Weg, und Lebenserfüllung mit Hilfe griechischer Philosophie Gegenstand damaliger Gesprächsrunden. Für die jungen Christen, für die, die in ihrer Welt mit einem neuen Glauben auf eigenen Füßen stehen wollten, bedeutete das Verunsicherung, sich behaupten müssen, die großen Strömungen in einem bestimmten Maß integrieren. Wenn sich in derselben Gemeinde Parteien unter den Christen mit dem einen oder dem anderen Glaubenshintergrund bilden, dann gibt es auch Auseinandersetzungen darüber, was richtig ist, wer sich durchsetzt. In Korinth gab es Anhänger von Apollos und Paulus und Jesus Christus. Darauf antwortet Paulus in seinem Brief. Er grenzt sich gerne ab und überspitzt, um auf den Punkt zu bringen, was er meint. Hier versucht er, alle, die sich so stark auf eine Person berufen und dabei drohen auseinander zu driften, auf eins zu konzentrieren: er spricht vom für ihn zentralen Thema des Glaubens: vom Kreuz Jesu Christi. Wer davon hört, bezieht Position: die einen nennen es eine Torheit, die anderen nehmen es im Glauben an und es wird für sie zu einer Lebenskraft. Paulus spielt mit den Urteilen, die andere fällen. Er gebraucht die Gegensätze Dummheit und Weisheit, Stärke und Schwäche, gerettet und verloren, Welt und Himmel. Im Glauben an Jesus Christus dreht sich vieles, was als normal gilt, in seiner Bedeutung um.
Die Texte, die zu diesem Sonntag gehören, z.B. Der Psalm und das Evangelium berichten von Menschen, die Mißerfolg in ihren eigenen Bemühungen erleben, schließlich aber Gottes Hilfe erfahren haben, seine Nähe, Liebe oder Gerechtigkeit oder vom Fischer zum Jünger Jesu berufen werden. Und auch Paulus Leben mit der Umkehr vom Verfolger der Christen zum Gemeindegründer ist ein Beispiel. Der Glaube hat seinen Kern im Widerspruch: Wir verkünden Leben, aber reden vom Gekreuzigten. Damit kann man sich nicht rühmen, erntet vielmehr Spott, Verärgerung in der Umwelt. Menschliche Weisheit versteht Gottes Handeln nicht. Er bleibt darin unverfügbar, nicht voraussehbar. Gott schenkt seine Barmherzigkeit und Liebe, die bei denen wirken, die sie im Glauben und Vertrauen annehmen. Paulus sagt: "Die göttliche Torheit ist weiser als die Menschen sind und die göttliche Schwachheit ist stärker als die Menschen sind."
Das Kreuz Jesu Christi ist in unserer Kirche zentral und lenkt die Blicke auf sich. In der 121 jährigen Geschichte unserer Kirche war es nicht immer da. Von den unterschiedlichen Darstellungen Christi in der Kunst wurde der Leidende ausgewählt. Kraft gibt uns der Glaube an seine Auferstehung, daran, dass Gott das Leid auf sich genommen hat, hindurchgegangen ist und mit seiner Liebe dem Tod die Macht genommen hat. Neues Leben hat er geschenkt: Hoffnung und Glauben an Frieden, Versöhnung, Trost, Gemeinschaft. Für die, die es annehmen liegt darin Gottes Weisheit. Paulus stellte sich in den Dienst Jesu Christi und nahm dafür viel Leid auf sich, ebenso viele andere. Und sie versuchten, die Schwächeren zu sehen und nahmen sie in ihre Gemeinden auf.
Und heute: es gibt viele Möglichkeiten für jede und jeden,...Säkularisierung, Individualität, Mobilität, Informationsgesellschaft sind Stichworte unserer Zeit. Und auch hier ist es möglich, mit Gottes guter Botschaft zu leben, zu hoffen, zu erwarten. Christen werden vielleicht von anderen belächelt. Aber wir lernen im Glauben, Schwachheit zulassen, mitleiden können, nicht wegsehen, sich zuwenden. Sich Leid nicht verschließen. Wir berufen uns darauf, dass bei Gott aus dem Ende ein neuer Anfang wird.
Wir Menschen sind in einem gleich geblieben: leben mit Urteilen und versuchen, es uns leicht zu machen. Sehnsucht nach Stärke und Sicherheit, nach Wahrheit und Weisheit in den Widersprüchen unserer Welt ist nachvollziehbar. Wir Christen beziehen uns auf eine Botschaft, die von einigen als Unsinn bezeichnet wird, die vielen nichts sagt und von Menschen auch innerhalb unserer Gemeinschaft mal hinterfragt wird. Lassen wir uns von Paulus ermutigen: "denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit."
Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
Lied: EG 384 Lasset uns mit Jesus ziehen 1 - 2
• Fürbitten
Gott. Wir sind verbunden.
Als Menschen mit Menschen.
Als Glaubende miteinander.
Als Glaubende und Menschen mit Dir.
Wir bringen Dir unsere Gedanken, unser Danken und unser Sorgen, unsere Freude und unsere Zweifel.
Stille
Wir denken an alle, die wir lieben. - Was tun sie gerade. Und wir bitten dich, behüte die zu Hause und die unterwegs. Wir bitten um Erholung für alle, die miteinander freie Zeit verbringen. Wir bitten um gute Chancen für alle, die jetzt ihren Schulabschluss machen. Wir bitten für die, die um ihre Arbeitsplätze bangen.
Stille.
Wir denken an alle, die in diesen Zeiten einsam sind.
Stille.
Wir denken an alle Kranken.
Und an alle Kranken in Krankenhäusern, die kaum Besuch haben dürfen.
Stille.
Wir denken an alle, die helfen. - Sie setzen sich und ihre Kraft und ihre Gaben füreinander ein. Gib ihnen Kraft und Geduld und Durchhaltevermögen.
Stille.
Gott. Wir sind Deine Menschen.
Wir sind miteinander verbunden, zu Hause und fern von zu Hause.
Atmen die Luft Deiner Schöpfung.
Beten zu Dir in allem, was ist.
Beten zu Dir mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat:
Vaterunser
Sendung und Segen
Hände öffnen und laut sprechen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen
• Kerze löschen
Liturgie nach einem Entwurf aus dem Michaeliskloster Hildesheim
Predigt, Gestaltung S. Köhler