Glocken läuten · Kerze entzünden
Einstimmung
(laut für sich lesen oder eine*r in der Hausgemeinschaft liest vor)
Es ist der zweite Advent.
Die Kerzen leuchten.
Jedes Licht erinnert uns: Gott kommt!
Mit jedem Licht wird es ein wenig heller.
Mit jedem Licht kommen wir dem Wunder näher.
Seht auf und erhebt eure Häupter,
denn eure Rettung kommt bald. (nach Lukas 21,28)
Gott, komm, zu uns.
Wir richten uns auf.
Wir sehen auf.
An vielen Orten. Verstreut und verbunden.
Wir öffnen unsere Herzen und feiern in seinem Namen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied EG 7 O Heiland reiß die Himmel auf 1.4-5
Psalm Im Wechsel lesen wir Verse aus Psalm 80
Du Hirte Israels, höre,
der du Josef hütest wie Schafe!
Erscheine, der du thronst über den Cherubim!
Erwecke deine Kraft
und komm uns zu Hilfe!
HERR, Gott Zebaoth, wie lange willst du zürnen
beim Gebet deines Volkes?
Du speisest sie mit Tränenbrot
und tränkest sie mit einem großen Krug voll Tränen.
Gott Zebaoth, wende dich doch!
Schau vom Himmel und sieh,
nimm dich dieses Weinstocks an!
Schütze doch, was deine Rechte gepflanzt hat,
den Sohn, den du dir großgezogen hast!
So wollen wir nicht von dir weichen.
Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen.
HERR, Gott Zebaoth, tröste uns wieder;
lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen.
Lesungen des Tages:
Brief des Jakobus 5,7-8 zugleich Predigttext:
So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. 8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.
Lukas 21,25-28 (Lutherübersetzung)
Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen,und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung nah
Verkündigung
Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserm Herrn Jesus Christus. Amen
Liebe Gemeinde,
einige Kinder haben bestimmt auf den heutigen Morgen hingefiebert und sich gefreut, als in aufgestellten Tellern oder in ihren Stiefeln Süßigkeiten, Nüsse, Äpfel, Mandarinen lagen. Kleine Geschenke des Nikolaus. Die Älteren unter uns beteiligen sich an dem Brauch vielleicht auf ihre Weise oder sie erinnern sich an ihre eigene Kindheit. Nikolaustag ist für uns eine Station in der Adventszeit, Zeit der Erwartung, Hinweis auf ein noch größeres Geschenk: das Fest Jesu Geburt an Weihnachten. Im Mittelalter war der 6. Dezember, Tag des Nikolaus, der Tag der Geschenke und ist es in den Niederlanden immer noch. Bei uns hat er sich u.a. Durch den Einfluss Martin Luthers auf Weihnachten verschoben. Was Nikolaus mit Geschenken zu tun hat, erzählt eine der vielen Legenden über ihn. Und ich finde, er ist auch ein Beispiel dafür, was der Verfasser des Predigttextes im Brief des Jacobus den Menschen mit auf den Weg gibt. Er wendet sich an viele Gemeinden mit konkretenProblemen. Benannt wird, dass die Armut, z.B. Von Witwen in der Gemeinde zu Problemen führt. Es gibt Klage, Streit. Jakobus stellt es in den Zusammenhang des Glaubens, zieht Schlüsse für das Zusammenleben und er geht auch darauf ein, wie Menschen angesichts des Kommens des Herrn als Richter ihr Verhalten und ihren Glauben ausrichten können.
Schauen sie noch einmal in den Predigttext Jak 5,7-8
Mit der Hoffnung auf das Wieder-Kommen des auferstandenen Jesus Christus verbindet sich für Christen in den ersten Gemeinden ein grundlegender Wandel aller Verhältnisse: Freiheit, Rettung aus Bedrängnis und Leid, direkte Begegnung mit Gott und Christus.
Jakobus gibt in seinem Brief im Zusammenhang dieses Abschnitts t viele Ermahnungen zu "richtigem" Verhalten den Mitmenschen gegenüber. Kritisch äußert er sich zu Reichtum, Selbstsicherheit,... Stattdessen fordert er auf, zu hoffen, zu warten, sich vorzubereiten. Das Beispiel vom Landwirt, der die Wetterlagen im Frühjahr und Frühsommer nutzt, um gute Ernte zu erhalten, ist leicht nach zu vollziehen. Doch es spricht von Kontinuität und von Erfahrung. Jedes Jahr wiederholt es sich. Dementsprechend nennt Jakobus auch keine genauen Zeichen für das Kommen des Herrn wie Jesus im Evangelium.
Er mahnt mehrfach zur Geduld und verspricht andererseits, dass alles bald geschieht. Mich erinnert das ein wenig an die Worte von Eltern gegenüber ihren ungeduldigen Kindern erinnert. "Wann ist es denn soweit?," fragt eine Tochter und die Mutter sagt, "bald, aber zuerst können wir noch...".
Die gesamte Kirche, an die Jakobus ca. 90-100 n Christus schreibt, beginnt die Zeit als kontinuierlich fortschreitend zu begreifen. Mit dem Kommen des Herrn, wie es die frühen Gemeinden verstanden haben, wäre die alte Zeit zu Ende gewesen, vgl. das Evangelium. Eine neue Zeit hätte unter anderen Bedingungen begonnen. Zweifel ob der Herr beim Ausbleiben, überhaupt kommt, werden hier nicht thematisiert. Sein Kommen schiebt sich auf und die Menschen werden zu geduldigem, aktivem Warten und angemessenem Verhalten aufgefordert.
"Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen" bedeutet: die Hoffnung auf Gott konzentrieren, auf sein Kommen und seine Nähe und sich das Herz nicht mit all dem Zwist, den man mit Mitmenschen hat oder den Sorgen, die sich beim Kümmern um andere oder sich selbst anhäufen, beschweren. Mit Gottes Kommen wird Hoffnung geweckt, dass es anders wird. Das Elend der Welt, das Auseinanderklaffen von Armut und Reichtum, Ungerechtigkeit werden wahrgenommen und müssen benannt werden. Die Christen dürfen sich dabei nicht im Klagen verlieren. Gott wird an diesen Stellen als Richter auftreten und seine Gerechtigkeit bringen. Das entlastet, bedeutet aber nicht, dass die Menschen einfach warten und sich um nichts kümmern. Ein wichtiger Aspekt im Brief des Jakobus ist das Handeln der Menschen, das ihren Glauben ausdrückt. Und auch hier stellt er sich ein aktives Stärken des Herzens vor: Durch Gebet, durch erkennen, worunter man selbst leidet und worunter Mitmenschen leiden und auch durch ihr Handeln übernehmen Christen Verantwortung. Sie sind Zeugen für die gute Gabe Gottes und ihre Boten. In der Realität erleben sie, wieviele ihrer Bemühungen um gerechtes Handeln scheitern, wie häufig sie von anderen nicht unterstützt werden. Das Gericht Gottes, vor dem alle ihr Tun verantworten müssen, ermutigt diejenigen, die sich mühen. Denn nicht ihre Erfolge zählen, sondern Gottes Wille. Deswegen sollen die Menschen sich nach Jkcobus weiter anstrengen und in Gottes Hände legen, was nicht zu Ende geführt werden kann.
Wir warten im Winter 2020 ungeduldig oder auch gelähmt darauf, dass sich unser Leben wieder normalisiert und dass Gemeinschaft wieder barrierefrei möglich ist. Wir können die Adventszeit nutzen, um das Herz zu stärken. Dazu gehört für mich auch Nachdenken darüber, wie mich der Glaube leitet, anleitet zu Geduld, Umkehr, Aktivität. Eine Möglichkeit ist z.B. Hoffnungsgeschichten zu erzählen.
Wie schon zu Anfang gesagt, ranken sich um Nikolaus, den Bischof von Myra aus dem 3.-5. Jh n. Christus, einige Legenden. Eine bekannte möchte ich Ihnen für diesen Sonntag mitgeben: Ein Nachbar, ein vornehmer Mann, der durch einige Unglücksfälle (geschäftlicher Mißerfolg, Erdbeben, Tod seiner Frau) völlig verarmt war, konnte seine drei Töchter nicht ebenbürtig verheiraten. In seiner Sorge und Not um die Existenz fand er als einzigen Ausweg, sie in ein Bordell zu schicken, um daraus seinen und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Der junge Nikolaus, eben Erbe eines großen Vermögens geworden, hörte davon und warf nachts dreimal einen Beutel voll Geld ins Haus der Verarmten. Um sie nicht zu beschämen, wollte er unerkannt bleiben. Jeder Beutel wurde die Mitgift für eine der Töchter und ermöglichte ihre Verheiratung. Der Vater dankte Gott und war neugierig, wer der unbekannte Helfer sei. Das dritte Mal holte er den enteilenden Wohltäter ein und dankte ihm unter Tränen.
Vielleicht lesen Sie heute am Adventskranz alte Hoffnungsgeschichten, noch weitere Legenden um Bischof Nikolaus oder sie denken an die Hoffnungsgeschichten, die sie in unserer Zeit hören oder erleben. Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen
EG 10 Mit Ernst o Menschenkinder 1.3
Fürbitten und Vaterunser
(eine*r betet für sich oder für alle in der Hausgemeinschaft)
Gott,
Komm zu uns, an viele Orte, in viele Häuser.
Wir richten uns auf und warten auf dich.
In deine Hände legen wir:
Unsere Müdigkeit und unsere Sorgen.
Unsere Einsamkeit und unsere Trauer.
Unsere Fragen und alle Ungewissheit.
Unsere Erwartungen und unsere Hoffnungen.
Unsere Dankbarkeit und unsere Freude.
Gott,
Komm zu uns, an viele Orte, in viele Häuser.
Wir richten uns auf und warten auf dich.
In deine Hände legen wir:
Die Ängste und Sorgen der anderen.
Die Unruhe von Menschen auf der Flucht.
Die Zerrissenheit von Menschen, die auf der Suche sind.
Die vielen Aufbrüche und Hoffnungszeichen in der Welt.
Die kleinen Schritte des Friedens.
Gott,
Komm zu uns, an viele Orte, in viele Häuser.
Wir richten uns auf und warten auf dich.
Wir beten, wie du es uns gezeigt hast:
Vaterunser
Segen
Hände öffnen und laut sprechen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.
und/oder:
Fenster öffnen. Einatmen. Ausatmen. Sagen:
Ich bin nicht allein. Sein Licht leuchtet für mich. Danke.
Evtl. Kerze ausblasen
Nach einem Gottesdienstentwurf von Susanne Paetzold, bearbeitet und Verkündigung von Silvia Köhler