20.12.2021 Adventstille

Geistlicher Impuls

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Täglich Kraft schöpfen

Herzlich willkommen zur Adventsstille Thema: Licht

 Lehre mich in der Stille deiner Gegenwart das Geheimnis zu verstehen, das ich bin und das ich bin durch dich und vor dir und für dich, Gott.“ Romano Guardini
Das Thema, das uns durch die Stille begleitet heißt: Licht mit einem Impuls der Ev.- luth. Kirche in Bayern
„Mache dich auf und werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ Jesaja 60,1

Wir zünden eine Kerze an in dem Bewusstsein: Jesus Christus ist das Licht der Welt!
Tina Willms erzählt:
Ein großer Holzreif, möglicher Weise ein altes Wagenrad, mit Kerzen besteckt, so sah der erste Adventskranz aus. Er schmückte jedoch nicht das Wohnzimmer seines Erfinders, sondern wurde in einem Betsaal aufgehängt. 1833 hatte der ev. Pfarrer Johann Hinrich Wichern in Hamburg das „Rauhe Haus“ gegründet, um dort bedürftige, verwahrloste und heimatlose Jungen aufzunehmen. Schon zwei Jahre später zogen auch Mädchen ein. Als die Kinder, so wie Kinder es eben machen, ungeduldig auf Weihnachten warteten und wieder und wieder fragten, wann es endlich so weit wäre, dachte Wichern sich den Adventskranz aus. Für jeden Adventssonntag steckte er eine große, weiße Kerze darauf und- anders als heute üblich- zwischen die großen Kerzen für jeden Wochentag eine kleine rote Kerze.
Ich stelle mir vor, wie die Kinder sich am 1. Advent im Betsaal versammeln. Viele von ihnen kamen aus schwierigen, sozialen Verhältnissen. Sie hatten erlebt, was Kinder eigentlich nicht erleben sollten. Manche hatten ihre Eltern verloren, andere waren vernachlässigt oder möglicherweise misshandelt worden.
Nun sehe ich sie dasitzen, in Reihen hintereinander in diesem Betsaal. Im Raum ist es dunkel. Dann zündet Johann Hinrich Wichern eine einzige Kerze an. Ein warmes, zartes Licht schimmert und legt sich auf die jungen Gesichter.
An jedem der folgenden Tage, wenn sie sich im Betsaal treffen, wird eine weitere Kerze angezündet. Eine kleine an den Wochentagen, eine große an jedem Sonntag im Advent. Die Kinder können jetzt sehen und sich vorstellen, wie lange es noch dauern wird, bis Weihnachten ist
Und in den Raum hinein wächst das Licht, es ist ein sanftes, verletzliches Licht, und es fällt auf die Mädchen und Jungen, die viel Finsteres und Dunkles erfahren haben. Jeden Tag wird es etwas heller und strahlt etwas mehr. Ich kann mir gut vorstellen, dass es die Kinder verändert hat, das zu erleben:
Wer sanft berührt ist, lernt, auch andere sanft zu berühren. Wer verletzlich ist, wird empfänglicher sein für einen Gott, der sich selbst verletzbar macht. Und wer erlebt hat, dass es in einer dunklen Zeit langsam hell wird, der wird auf besondere Weise von Hoffnung sprechen.
Ich lese nun ein Gebet für zwei Stimmen: Da hören wir die Stimme von der Dunkelheit in der Welt und in uns und die Stimme, die um das Licht bittet:

So viele noch, die gefangen sind in fensterlosen Kerkern,
so viele, die auf der Flucht sind mitten in der Nacht.
Sprich über uns Menschen, wieder und wieder dein Schöpfungswort: Es werde Licht.
So viele noch, die im Dunkeln weinen, so viele, die sich ängstigen in der Finsternis.
Sprich für uns Menschen wieder und wieder dein Liebeswort: Ich bin das Licht.
So viele noch, deren Seele umdunkelt ist, so viele, deren Tag sich verfinstert von Traurigkeit.
Sprich zu uns wieder und wieder dein Sendungswort: Ihr seid das Licht.

Hier wird deutlich: Wir brauchen unsere Mitmenschen und auch im folgendem Liedtext zündet ein Klosterbruder für einen Menschen ein Licht an.
Wir lesen nun einen Text  von Cae Caunt: Wir fallen hin…
Fluchend kehrte er wieder nach Haus. Seine Last wie immer schwer. Von dem Markt zehn Meilen zurück. Die Reise lang und leer. Wie jeden Tag blieb er an einer hohen Klostermauer stehen und spürte dann, ihm fehlt die Kraft weiterzugehen.
Und er träumte vor sich hin vom Klosterleben dort von Frieden, Ruhe und Sinn, ein zurückgezogener Ort. Doch auf einmal kommt ein Priester durch das schwere Eisentor. „Bitte sag mir doch, was geht hier vor? Und der Priester sagt: Wir fallen hin, stehen auf. Wir fallen hin, stehen auf. Wir fallen hin, stehen auf, denn wir Frommen sind nur Menschen, die fallen hin und stehen auf.
Enttäuschung folgte ihm heim. Er hoffte auf viel mehr. Doch plötzlich sah er sich in einem Licht, viel heller als vorher, denn wenn der Priester dort an dieser Gnade Gottes sich begnügt, dann muss es Hoffnung geben doch im Überfluss. Ja, gerade auch für uns!

In den Psalmen wird die Erfahrung Gottes oft als eine Erfahrung von Licht beschrieben. Wenn in Psalm 27 der Beter sagt: Gott ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Gott ist meines Lebenskraft vor wem sollte mir grauen?
Frauen und Männer aller mystischen Traditionen beschreiben in ihren Gottesbegegnungen Erfahrungen mit dem Licht Gottes. Einer von ihnen war der protestantische niederdeutsche Mystiker
Gerhard Tersteegen (1697- 1769). Er war ein geistlicher Schriftsteller und gesuchter Seelsorger. Uns sind seine Lieder im Evangelischem Gesangbuch bekannt. Das bekannteste Lied: Gott ist gegenwärtig.
Gerhard Tersteegen suchte die Gegenwart Gottes. Sie ist das zentrale Thema seiner Frömmigkeit Er suchte die persönliche emotionale Gotteserfahrung, die in der Innerlichkeit des Herzens stattfindet.
In diesem Austausch mit Gottes Gegenwart vollzieht sich für ihn das Wort des Apostels Paulus, der sagt: Ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes. Gott in sich wohnen lassen.
So formuliert er: Herr komm in mir wohnen, lass mein Geist auf Erden dir ein Heiligtum noch werden; komm du nahes Wesen, dich in mir verkläre, dass ich dich stets lieb und ehre. Wo ich geh, sitz und steh, lass mich dich erblicken und vor dir mich bücken.
Du durchdringest alles, lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte.

Gottes Licht leuchtet uns Es wärmt uns, wie das Sonnenlicht die Blumen und wir können uns in seinem Licht entfalten.
„Mache dich auf und werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“ Jesaja 60,1
Ich lade jetzt ein zur Stille, so ca. 5-7 Minuten. Wir beten: Herr, segne diese Stille! Amen
                                                Stille

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Gebet: Danke Herr für deine Gegenwart. Danke, dass du unser Licht bist und uns nie alleine lässt. Zieh du ein in unsere Wohnungen und unser Leben, leuchte in uns und durch uns, damit es hell wird an dunklen Tagen, an düsteren Orten und verfinsterten Herzen. Amen.
Segen: Ich wünsche dir, dass ein Sehnen in dir entfacht wird nach seinem Licht, das ins Dunkle fällt.
Ich wünsche dir, dass Hoffnung in dir Feuer fängt auf den, der zur Erde kommt und sie verwandelt.
Ich wünsche dir, dass sein Licht in dir brennt und durch dich leuchtet ins dunkle der Welt.
So segne uns der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Am Heiligen Abend wurde die letzte Kerze auf dem großen Adventskranz im“ Rauhen Haus“ entzündet und der Raum strahlte heller als an jedem anderen Tage. Weihnachten ist da, das Fest, auf das alle so lange und sehnlich gewartet haben. Jesus ist geboren- das Licht der Welt!

„Mache dich auf und werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ Jesaja 60,1
Wir löschen nun die Kerze in dem Bewusstsein: Jesus Christus ist das Licht der Welt!
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit.
Liebe Grüße und Shalom
Adelheid Ulferts